Dein Hund - Gedanken über den Blick ins HerzThis is a subtitle for your new post
Da ist es doch heute glatt wieder passiert: Ich habe Halsband und Leine vergessen. Zugegeben, das passiert mir mit Cooper ständig. Wir sind ein so eingespieltes Team, dass ich diese Schmuckstücke lediglich als pflichtbewusster Hundebesitzer mit mir herumschleppe, weil es A das Gesetz verlangt und B ich nicht möchte, dass sich ängstliche oder agressive Hundehalter von einem Hund ohne Halsband und Leine bedroht fühlen. Fahre ich zu meiner Familie ins Ruhrgebiet, dann kontrolliere ich dreimal, ob ich auch die Flexleine eingepackt habe, denn ohne dieses Utensiel gehe auch ich ungern im Ballungsgebiet spazieren, einfach zur Sicherheit meines Hundes. Wie auch immer, ich stehe also nun mit meinem Teebecher in der Hand am Auto und denke: Kacke!
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit hier bei uns im Drömling um die Mittagszeit eher gering ist....man weiß ja nie. Ich suche also im Auto nach einer Schnur, die ich vielleicht Zweckentfremden kann. Ich stöbere also in meinem Seitenkramkörbchen im Kofferraum Da liegt so allerhand Hundezeug drin. Eine Paketgummistrippe, ein Gummispielzeug mit Schnur (wann hab ich das eigentlich zum letzten Mal benutzt?!), ein zu mittlerweile zu klein gewordenes Leuchthalsband.... und eine Lederleine aus längst vergangenen Tagen. Hui, das ist der Dashi ihre Leine! Wie ist die denn hier rein gekommen? Oder anders: Wie lange mag die da schon in der Versenkung liegen?
Während ich mich freue wie ein Schneekönig steigt mir dieser für altes Hundezeug typische Hundegeruch in die Nase. Ein Geruch, den wirklich, aber auch wirklich nur ein Hundemensch lieben kann. Sie riecht einfach bestialisch (gut) nach Hund. Glatt erinnere ich mich an die Zeit, in der ich noch zwei große Hunde und ein viel zu kleines Auto besaß, in dem nicht nur Sandlachen und nasse Decken die Geruchskulisse in der Fahrgastzelle dominierten, sondern auch der überfüllte Aschenbecher. Puh, zugegeben. Das war schon ekelig. Mittlerweile bin ich 10 Jahre glücklicher Nichtraucher und es tut mir ernsthaft leid, dass ich in geschlossenen Räumen in Gegenwart der empfindlichen Hundenasen geraucht habe.
Ich drehe und wende die Leine, schaue auf die vielen kleinen Gnubbel, die einst mal erkennbare Knoten gewesen waren. Im Hundesport ist es üblich mit leichten und dünnen Lederleinen ohne Schlaufe zu "arbeiten". Da diese, wenn sie nass werden, äußerst rutschig sind, machst du also an unterschiedlichen Stellen Knoten rein - für besseren Grip. Mir geht das Herz auf. Was war das doch für eine spannende Zeit. Wie lange das alles schon her ist. 2007 bekam ich diese Leine von meinem Exmann, der sie und seinen Hund Abuu in unsere Beziehung mitbrachte. Die Leine war damals nur halb so lang wie heute, besaß noch einen intakten Karabiner. Über die Jahre und die unzähligen Stunden hatte Dasha mit ihrem strammen Schritt dafür gesorgt, dass das gute Leder sich dehnte und dehnte. Emsig war sie bestrebt immer, aber auch wirklich immer, die Leine bis Anschlag zu nutzen - unter anderem beim Fahrradfahren.
Nach ihrem plötzlichen Tod 2016 und einer kurzen Zeit ohne Hund verschwand die Leine dann in der Versenkung. Für jene Hunde, die nach ihr kommen sollten, war die Leine eher unpraktisch und so blieb sie lediglich eine Notleine. Dass sie die letzten Jahre unendeckt blieb, liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich dieses Kramkörbchen lediglich rausnehme, wenn ich doch einmal Zeit und Muße habe mein Auto sauber zu machen.
So stapfen wir heute also los und ich grinse wie ein Honigkuchenpferd: Ja früher, da hättest du diese Leine niemals vergessen. Ich nehme einen Schluck aus meinem Teebecher und muss laut Lachen. Mit Dasha und Abuu das Haus ohne Halsband und Leine zu verlassen, das war wie Laufen ohne Atmen. Geht gar nicht. Nicht, dass diese beiden Hunde nicht exzellent nach Lehrbuch erzogen waren, aber fremde Hunde, Katzen und auch Wildtiere brachten die beiden doch sehr aus der Contenanche.. und mich manchmal dann doch von den Füßen. Wenn 40kg links und 35kg rechts gemeinsame Sache machen, dann Holla die Waldfee!
Ich schaue auf meinen Cooper, der mich mit seiner Farbe und seinem Gangbild immer mal wieder sehr an Abuu erinnert. Wieder schaue ich auf die Leine während ich so vor mich hin schlendere. Ja, damals, da hat dich dein Hund durch die Gegend gezogen - du bist ja aber auch durch dein Leben gerannt. Der Tag hatte nie genug Stunden, allem und jedem wolltest du gerecht werden. Du warst eine Meisterin in "Schneller, Höher, Weiter, Yes Sir!"..... so, wie dein Hund. Dashi liebte den Hundesport. Ich erinnere mich noch gut an eine Situation. Wir waren zu Gast auf einem fremden Hundeplatz, Ich war eigentlich nur dort, um Fotos von einem Hund zu machen. Dashi lag im Auto. Die Kofferraumklappe ließ ich geöffnet. Während ich mich mit dem Bekannten so unterhalte schießt da doch auf einmal ein geölter Blitz mit Pommestütenohren an uns vorbei, durch das geöffnete Törchen und stürmt jauchzend in die Mitte der "Arena", macht blitzschnell kehrt, schmeißt sich ins Platz und hächelt mich freudestrahlend an "Los! Los! Sag mir was, sag mir was! Ein Befehl! Los los los!!!!" Hundert von Hundert Punkten für den Schäferköter für diese einwandfreie Unterordnung. Ja, Dashi liebte den Hundeplatz. Dort war sie einfach in ihrem Element. Das war es, was sie gut konnte.
Und heute? Heute hast du einen Hund, der keinen einzigen Befehl kennt, der weder Sitz noch Platz beherrscht, der trotz seiner büffeligen Art zu spielen so feinfühlig ist, dass du nicht mehr brauchst, außer dich selbst, um mit diesem Hund gehen zu können. Durch den Wald und an der Straße lang schlendern ohne ein Wort sagen zu müssen. Ja, so hatte ich mir das immer vorgestellt. Warum denn nicht gleich so? Tja, bis 10 zählen können reicht eben noch nicht für Bruchrechnung.
Ich will noch einmal einen Schritt zurück. Lange Zeit hatte ich mich gefragt, warum ich statt des damals schon so sehnlichst gewünschten Staffordshire Terriers erst einen chaotischen Dobermann, dann eine Duracel-Schäferhündin, einen dagegen selbstdenkenden Ridgeback bekam. Die Antwort ist, du bekommst immer den Hund, der zu deiner Herzenergie und deinem aktuellen Leben und deinen Learnings passt. Keines unserer Tiere steht uns so nah wie ein Hund und wird dich so fordern, fördern und dich im Herzen berühren. Das, was ein Hund in einem Menschen bewegt schafft kein Pferd der Welt - und die sind schon sehr eng mit unserer Seelenebene verwoben. Da werden mir die Pferdemenschen unter euch sicher zustimmen, Hund und Pferd sind sich da schon ähnlich, aber am Ende sind sie eben doch jeder eine Schublade für sich.
Weil ich also zu Dashis Zeit ein Mensch war, der einen so starken "Will to Please" hatte in der Gesellschaft, der Power ohne Ende besaß und bereit war diese für andere zu opfern, bekam ich einen Hund, der mir ähnelte. Hunde, halten dir den Spiegel vor, wer du gerade bist und wie du tickst.
Wir Hundemenschen haben also einen entscheidenden Vorteil, wenn wir ihn zu nutzen wissen: Wenn du wissen willst, wie du aktuell bist und wie es um dein inneres Kind steht, dann schau dir deinen Hund an. Und tu dir bitte den Gefallen: schau genau hin, auch wenn die Erkenntnis manchmal weh tut. Es geht dabei nicht darum "Fehler" zu analysieren oder sich auf die Schulter zu klopfen. Das sind Themen des Egos Wir wollen aber ins Herz, um zu fühlen was es braucht, um glücklich und zufrieden zu sein. Für uns Für unseren Hund. Meine Hunde lehrten mich erst Struktur, dann zeigten sie mir, welche Programme in meinem Leben (schief) liefen und aktuell bekomme ich einen Exkurs in "Wie gehe ich mit meiner Hochsensibilität besser um" und "Selbstständigkeit".
So komme ich wieder zurück auf meinen Weg heute, meine nach Hund müffelnden Leine um den Hals, dem Teebecher in der Hand und dem Lächeln auf meinem Gesicht. Danke, meine treuen Engel, dass ihr uns daran erinnert, dass auch wir am Ende bedingungslose Liebe sind!
Wenn dein Hund dich also mal wieder durch den Kakao zieht, nach herzenslust an der Leine pöbelt, andere Hunde oder deine Couch essen möchte, danke ihm, dass er dir hilft zu einem chilligen Menschen zu werden, der sein Leben und diese Welt liebt.
Knuddel deinen Hund und macht es euch fein!
Alles Liebe für euch,
Yvonne
Fotos: Die Schönheit in Schwarz/Weiß ist mein erster eigener Hund, mein Dobermann Nile. Wenn ihr genau hin schaut, dann seht ihr in seinen Augen jemanden stehen - mich. Es ist eines der für mich persönlich berührendsten Bilder, die ich von meinen Hunden habe. Die Aufnahme ist vom Winter 2005/2006.
Das zweite Bild sind Ridgeback Abuu, Schäferhündin Dashi und meine Menschlichkeit im Herbst 2007. Die Lederleine in meiner Hand ist übrigens besagte Leine ;-)


